
Inselflair mit Geschichte
Künstler, Fischer und Nonnen
Fraueninsel
Unser Überblick über die einzigartige und charmante Fraueninsel im Chiemsee mit ihrem berühmten Benediktinerinnenkloster Frauenwörth.
Die Fraueninsel ist eine Nachbarinsel der Herreninsel im Chiemsee, unterscheidet sich jedoch sehr vom Königsinselflair der Herreninsel.
- Sie ist eine sehr kleine Insel (ca. zwölf Hektar groß) und kann in etwa 30 Minuten umrundet werden.
- Die Fraueninsel ist ganzjährig mit der Flotte der Chiemsee-Schifffahrt erreichbar.
- Auf der auto- und fahrradfreien Insel leben etwa 200 Einwohner.
- Sechs Familien leben immer noch von der Fischerei.
Das besondere Inselflair beruht auf dem Nebeneinander von Kultur, Religion und Tradition:
Neben traditionellen Töpfereien, Fischereibetrieben und dem Benediktinerinnenkloster gibt es die malerischen und gepflegten Häuser und Gärten der Inselbewohner, die Gasthäuser und Biergärten, der alte Baumbestand mit zwei über 1000-jährigen Linden (Marien- und Tassilolinde) und das eigenständige Dorfleben. Viele kleine Wege führen durch das Dorf und über die Fraueninsel, zu Fuß lässt sie sich in 30 Minuten umrunden (auch rollstuhlgeeignet).
Dieses seltene Flair hat auch Künstler angezogen: Frauenchiemsee ist eine der ältesten Künstlerkolonien Europas (1828). Freilicht-Malern wie Max Haushofer und Schriftstellern wie Ludwig Ganghofer und Ludwig Thoma diente die Insel als stilles Refugium. Auf dem kleinen Klosterfriedhof sind einige bekannte Künstler begraben. Als vor rund 150 Jahren die ersten Erholungssuchenden per Bahn und Schiff anreisten und begannen, die Ruhe zu stören, zogen sich die scheuen Maler zurück.
Wussten Sie schon, dass es auf der Fraueninsel ein Grabmal für einen jungen Mönch und eine Nonne gibt, die auf tragische Weise den Tod gefunden haben sollen? Der Sage nach trafen sich die beiden regelmäßig heimlich auf der Fraueninsel, doch eines Nachts während eines schlimmen Gewitters kenterte das Ruderboot des Mönchs. Seine Geliebte fand den leblosen Körper und tief umschlungen starb auch sie an dergleichen Stelle. Da der zuständige Abt dem Paar eine Beisetzung in geweihtem Boden verweigerte, grub ein alter Klausner ein Grab für die beiden.
Unbedingt ausprobieren:












Die schönsten Besichtigungen auf der Fraueninsel
Die Insel erinnert an ein kleines bayerisches Dorf mit schönen Gärten, Wegen und Fassaden. Ein Drittel der Fraueninsel gehört zum Klosterbereich der Benediktinerinnen.
- Das Kloster Frauenwörth ist das älteste Nonnenkloster Deutschlands, das bereits 772 vom Bayernherzog Tassilo III. gegründet wurde. Die erste namentlich bekannte Äbtissin ist die selige Irmengard (gest. 866), deren Gebeine im Münster begraben sind. Sie ist die Schutzpatronin des Chiemgaus und Frauenchiemsee ist heute immer noch ein Wallfahrtsort. Eine der meistfotografierten Sehenswürdigkeiten der Region ist der freistehende Campanile neben der 1200 Jahre alten Münsterkirche und der karolingischen Torhalle.
- Mit dem Kloster, das sich selbst versorgen sollte und den Anreisenden Pilgern, siedelten sich im Laufe der Jahre viele Handwerker an. Bis heute sind der Insel die Töpfer geblieben. So wurde die Inseltöpferei zum Beispiel 1609 in Leben gerufen und ist seit Mitte des 18. Jahrhundert in der Hand der gleichen Familie. Jede der insgesamt drei Töpfereien hat ihren eigenen Stil: von klaren Linien mit starken Farbkontrasten bis hin zu traditionellem Design neu interpretiert. Hier finden Sie bestimmt ein einmaliges Mitbringsel.
- Auch das kleine bayerische Dorf mit vielen blumengeschmückten Fenstern, die kleinen Wege zu schönen Naturplätzen und natürlich der Christkindlmarkt auf der Fraueninsel sind eine Besichtigung wert!
Genuss
Fischerei, die Chiemseerenke sowie das Marzipan und der Klosterlikör der Benediktinerinnen
Weitere Sehenswürdigkeiten
Das Kloster Frauenwörth selbst kann nicht besichtigt werden, dafür die Klosterkirche, die Torhalle, die Kapelle und der Friedhof. In der Kirche kann man am öffentlichen Gebet der Nonnen teilnehmen, die Abtei kann nur als Hausgast besucht werden.
Das Marienmünster ist im Kern eine dreischiffige Basilika aus dem 11./12. Jahrhundert und gehört zu den ältesten kirchlichen Großbauten im süddeutschen Raum. Der romanische Bau weist spätgotische Einflüsse auf und verfügt über einen der ältesten Chorumgänge Süddeutschlands. Das Taufbecken mit dem schön bemalten Deckel stammt aus der Renaissance und wird heutzutage immer noch genutzt. Im Chorscheitel ist die Ruhestätte der Heiligen Irmengard zu finden, auch als Irmengardkapelle bekannt. Sie ist Schutzheilige der Insel und des Chiemgaus. Die Urenkelin von Karl dem Großen stand um das Jahr 850 als Äbtissin dem Beneditkinerinnenkloster Frauenwörth vor. In ihrer Amtszeit bewahrte sie das von Tassilo III. gegründete Kloster vor dem Verfall. 866 starb sie auf der Fraueninsel, die ein Meter hohe Grabplatte aus Marmor wird in München in der Archäologischen Staatssammlung ausgestellt. Wegen ihrer Fürsorge für die Armen wurde sie verehrt und im Jahr 1928 von Papst Pius XI. selig gesprochen. Heute wird ihr Grab besonders von Paaren mit einem Kinderwunsch bepilgert. Im Marienmünster sind Trauungen möglich.
Der freistehende Glockenturm des Marienmünster, auch "Campanile" genannt, stammt aus dem 12. Jahrhundert und ist das Wahrzeichen der Insel: ein wuchtiger, achteckiger Turm mit Zwiebelhaube mit einer Höhe von 36 Metern.
Die karolingische Torhalle aus dem 9. Jahrhundert ist das älteste Gebäude der Insel. Im Treppenhaus können Kopien der romanischen Fresken, die wohl Anfang des 12. Jahrhunderts in der Klosterkirche Marienmünster entstanden sind, besichtigt werden. Sie sind frühe Zeitzeugen romanischer Monumentalmalerei in Europa. Im Obergeschoss der Torhalle befindet sich die St. Michaelskapelle. Dort wurden auf den Apsiswänden Fresken aufgedeckt, die zu den frühesten in ganz Bayern zählen und in der Zeit 860 bis 865 unter byzantinischem Einfluss entstanden sind. Und kennen Sie schon den steinernen Mann?
Auf dem Friedhof der Klosteranlage ruhen bekannte Bildhauer, Maler, Schriftsteller, Professoren und Musiker. Zum Beispiel hat Max Haushofer, der an der Münchner Technischen Universität eine Professur für Nationalökonomie und Statistik inne hatte, hier seine letzte Ruhe gefunden. Er ist der Sohn des berühmten Landschaftsmalers Maximilian Haushofer, der als der Gründer der Künstlerkolonie auf der Fraueninsel in die Kunstgeschichte eingegangen ist. Dieser machte sich 1828 als 17-jähriger Münchner Schüler mit Freunden zu Fuß auf den Weg an den Chiemsee. Dem Aufenthalt im Gasthof „Zur Linde“ auf der Fraueninsel folgten weitere. Haushofer studierte Jura und kam mit Künstlerkreisen in Kontakt. Seine Begeisterung für die Fraueninsel und den Chiemsee als künstlerisches Sujet gab er an zahlreiche Malerkollegen weiter, und so entwickelte sich die Fraueninsel zu einer Künstlerkolonie. Erst mit dem Bau der Bahnstrecke Rosenheim-Salzburg im Jahr 1860 und der anschließenden touristischen Entdeckung der Region zogen sich die Künstler wieder zurück. Auf dem ummauerten Klosterfriedhof liegen nicht nur Max Haushofer, sondern auch der „Schlachtenmaler“ Franz von Roubaud und Christoph Christian Ruben. Zur Künstlergilde zählen auch die Maler Karl Raupp und Josef Wopfner sowie der Schriftsteller Ludwig Thoma.
Der Klosterladen verkauft selbstgemachtes Marzipan in traditionellen Holzmodellen geformt, Likör und Literatur. Das Marzipan wurde aus der Not heraus geboren. Im Anschluss an Seligsprechung der Heiligen Irmengard 1928 setzte ein Pilgerstrom auf die Insel ein, der bis heute anhält. Um die vielen Besucher zu versorgen, begannen die Klosterfrauen mit der Herstellung von Marzipan als „Pilgerbrot“. Um 1400 begann die Abtei mit der Herstellung von Schnaps, um 1700 gab es auch eine Brauerei.
Das Marzipan ist heute ein beliebtes Souvenir. Klosterfrauen und weltliche Helferinnen stellen es nach wie vor in Handarbeit mit individuellen Holzmodeln her. Es hat mit 52 Prozent einen wesentlich höheren Mandelanteil als industriell hergestelltes Marzipan und ist nur im Klosterladen erhältlich. Seine Rezeptur sowie die des Kräuterlikörs, der aus logistischen Gründen nicht mehr auf der Insel hergestellt wird, sind geheim. Ursprünglich stammte die Kräutermischung aus dem Klostergarten, dessen Bedeutung bereits 1263 erwähnt wurde.
Wer Besinnung, Einkehr und geistigen Austausch mit den Schwestern des Klosters sucht, kann auf Anfrage im Gästehaus "Scholastika" Unterschlupf finden. Das direkt am Ufer des Chiemsees gelegene Haus ist aus dem Jahr 1611 und wurde bis heute in seiner Architektur nicht verändert.
Führungen und Erlebnisse auf der Fraueninsel
Hochzeit feiern, Führungen hinter die Kulissen und Veranstaltungen