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Die Fledermäuse von Herrenchiemsee – über ein königliches Quartier und eine finstere Höhle

Fledermäuse sind wählerisch, wenn es um ihr Zuhause geht. Haben sie aber erst einmal eine  geeignete Bleibe gefunden, sind sie sehr quartiertreu, z.B. das Königsschloss.

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Auf Fledermaus-Spurensuche mit unserer Autorin Sabine Schwaighofer, ReiseSpatz.de

Angeblich leben verschiedene Fledermausarten im Schloss Herrenchiemsee und überwintern in der Wendelsteinhöhle. Es gibt auf der Chiemsee-Insel sogar eine Fledermausführung. Warum sollten die Tiere ausgerechnet auf einer Insel leben? Und warum sollten sie für ihren Winterschlaf auf eine Höhe von über 1.700 Metern fliegen? Ist das alles Humbug? Mit diesen Fragen im Kopf begab ich mich auf Spurensuche. Eine Spurensuche vom Königsschloss zum Wendelstein. Ich habe mit Personen gesprochen, die es wissen müssen. Personen, deren Leben von Herrenchiemsee und der Wendelsteinhöhle geprägt sind. Eine Spurensuche mit Insel-Gärtner Jakob Nein und Peter Hofmann, einem ambitionierten Höhlenforscher.

 

Schloss Herrenchiemsee und seine tierischen Bewohner

Es ist schon später Nachmittag und die Sonne hat bereits ihren Zenit überschritten, als ich mit dem Schiff auf der Insel Herrenchiemsee anlege. Hier treffe ich mich mit Jakob Nein, Abteilungsleiter der Gärtnerei von Herrenchiemsee. Bereits seit 2003 kümmert er sich dort um alles was grün ist. Inzwischen ist er ein echter Insulaner geworden und lebt mit seiner Familie seit vielen Jahren auf der Insel. Er ist der Fachmann, wenn es um Fledermäuse auf der Insel geht. Aber wie kam er dazu?

„Ich bin Gärtner, da interessiert man sich für die Umwelt und die Natur. Alles was wir tun können, tun wir für die Fledermäuse.“

Jakob Nein führt mich über die Insel, alles ist ganz still, die üblichen Tagesbesucher haben die Insel bereits verlassen. Wir schlendern vorbei an hohen Eschen, satten Wiesen und sehen sogar ein scheues Reh.

Dann fängt Jakob Nein an von Fledermäusen zu sprechen und schon vom ersten Wort an merke ich seine Begeisterung. Er erzählt mir, dass die Fledermäuse tatsächlich schon lange auf der Herreninsel leben. Belegt ist dies durch Aufzeichnungen, die bereits vor dem 2. Weltkrieg entstanden sind. Er fragt, ob ich etwa wüsste, dass Fledermäuse bis zu 30 Jahre alt werden, behutsam mit ihrem Nachwuchs umgehen und begnadete Jäger sind?

Er zeigt mir Baumritzen, welche als Unterschlupf für die Nachträuber dienen. Und auch die Fledermauskästen, die er extra für sie aufgehängt hat. Ich dachte zuerst es wären Vogelhäuser, aber hier befindet sich die Öffnung zum Einfliegen auf der Unterseite. Ein zwei Zentimeter langer Schlitz reicht für die guten Flieger aus.

Zur Dämmerung gelangen wir schließlich zum prachtvollen Schloss. König Ludwig ließ hier sein privates Versailles nachbauen, wohnte aber tatsächlich nur wenige Wochen in dem nur teilweise ausgebauten Schloss. In der beginnenden Dunkelheit wirken die Geräusche plötzlich gedämpfter. Die Laternen spiegeln sich in den Wasserbecken, dabei entsteht eine zauberhafte Stimmung.

Jetzt kommt die Zeit der Fledermäuse. Ihr Quartier ist im Dachboden des Schlosses. In den Fenstern wurden extra Scheiben freigelassen und in Feuertüren Flugklappen eingebaut, damit die Nachttiere ungehindert ein- und ausfliegen können. Jakob Nein erklärt mir, dass die Fledermäuse erst einmal prüfen, ob „die Luft rein“ ist. Sie sind wählerisch und fliegen zur Jagd nur dann aus, wenn wenig Wind weht, es trocken und nicht zu kalt ist. Herrscht eine Schlechtwetter-Periode bleiben sie in ihrem Quartier, sie kommen bis zu einer Woche ohne Nahrung aus. Nach längeren Hungerphasen jagen sie dann aber auch mal die ganze Nacht bis zur Morgendämmerung.

„16 von 25 Fledermausarten Bayerns leben auf der Herreninsel – sie fühlen sich hier wohl“

In der Dunkelheit orientieren sich die Tiere durch Echoortung. Die geschickten Jäger fressen Insekten und finden auf der Insel ein großes Nahrungsangebot. Der Chiemsee, der Schilfgürtel um die Insel herum und der alte Baumbestand schaffen ideale Bedingungen für sie.

Mit der Taschenlampe machen wir uns auf die Suche nach den nächtlichen Ausflüglern. Ganz oben unter dem Dach fliegt plötzlich eine Fledermaus heraus, wir können sie nur kurz sehen, denn das Tierchen ist ziemlich flink. Wir versuchen weiter unser Glück an den Wasserbecken. Und siehe da, eine Wasserfledermaus schnappt sich knapp über der Wasseroberfläche einen Nachtfalter. Je länger wir aufmerksam beobachten, desto mehr Fledermäuse sehen wir.

Den Dachboden dürfen wir leider nicht betreten, denn die fliegenden Säugetiere schätzen es sehr, nicht gestört zu werden. Mit einer Infrarotkamera werden die Fledermäuse ohne störenden Einfluss gefilmt. So können wir in der Fledermaus-Ausstellung im Schloss, über eine „Liveschaltung“, die Tiere am Bildschirm beobachten.

„Fledermäuse mögen keine Veränderungen und sind bei passenden Bedingungen quartiertreu.“

Wir wollen, dass sich die Tiere hier weiterhin wohlfühlen und in ihr königliches Quartier zurückkommen, denn im Herbst verlassen die meisten Fledermausarten das Schloss. Einige der Kleinen Hufeisennasen überwintern im Keller des Schlosses. Für ihre Winterruhe brauchen die Säuger eine frostfreie und feuchte Unterkunft, in der sie nicht gestört werden. Sie überwintern deshalb gerne in Höhlen und Kellern mit gleichbleibender Temperatur und einem Spaltenangebot mit rauen Oberflächen.

Sobald es kälter wird, fliegen die Fledermäuse in ihr Winterquartier. Jakob Nein erzählt mir, dass in der 30 Kilometer entfernten Wendelsteinhöhle im Inntal die gleichen Arten überwintern, die auch auf der Insel leben. Allerdings gibt es in den Bergen viele Unterschlupfmöglichkeiten. Die Fledermäuse stehen quasi vor einem „Luxusproblem“, die beste Unterkunft für sich zu finden. Aber was hat die Wendelsteinhöhle, was andere nicht haben? Ich verlasse deshalb die Insel und begebe mich für weitere Spurensuche in die Berge.

 

Die dunkle Wendelsteinhöhle als Winterquartier der royalen Fledermäuse

Ich habe eine Verabredung mit Peter Hofmann. Er ist seit über 25 Jahren begeisterter Höhlenforscher und Autor von mehreren Gebietsführern wie beispielsweise der „Inntaler Unterwelten“. Zusammen mit ihm fahre ich mit der Zahnradbahn auf den Wendelstein, den höchsten Berg der Region. Die älteste Hochgebirgsbahn bringt uns innerhalb von 25 Minuten zum Bergbahnhof hinauf. Peter Hofmann schwärmt schon bei der Auffahrt von seinen Höhlen-Erlebnissen, wobei seine Augen zu leuchten beginnen. Unzählige Höhlen habe er bereits besucht, die Wendelsteinhöhle sei jedoch etwas Besonderes.

Ich möchte von ihm wissen, wie man denn eigentlich Höhlenforscher wird. Er erklärt mir, dass Höhlenforscher in Deutschland engagierte Laien sind, welche es sich zum Ziel gemacht haben, die Welt der Höhlen zu erforschen.

„Wir entdecken Neuland. Wo in Deutschland kann man sonst noch Neuland entdecken?“

Ob er denn schon mal von den Fledermäusen gehört habe, die in der Wendelsteinhöhle überwintern? Er weiß nicht, wo die Fledermäuse herkommen, aber ja in der Höhle überwintern regelmäßig welche. Ich will die Höhle nun unbedingt betreten und deren Geheimnis entdecken. Wir verlassen deshalb das Sonnenlicht und steigen die Stufen in die Höhle hinab. Es wird feucht und kühl, die Geräusche verklingen. Die Dunkelheit wird nur durch LED-Lampen erhellt und hin und wieder höre ich einen Tropfen Wasser zu Boden fallen. Das Geräusch klingt hier drinnen irgendwie schärfer.

Nahe am Höhleneingang finden wir noch grüne Flechten, doch je weiter wir in die Höhle vordringen, desto mehr verschwindet das natürliche Restlicht und keine Pflanze kann mehr überleben.

Ich lerne, dass die Wendelsteinhöhle schon vor 10 bis 30 Millionen Jahren entstanden ist. Sie wurde quasi bei der Entstehung der Berge „emporgehoben“. Aber auch etwas so scheinbar Beständiges wie Stein und Fels wird in fünf bis zehn Millionen Jahren durch Erosion wieder verschwunden sein.

„Höhlenforschung ist ein emotionales Thema.“

Peter Hofmann meint, jeder könne etwas zum Thema Höhle sagen, jeder empfinde etwas dabei. Die Höhle biete Geborgenheit und Schutz, sie macht aber auch Angst. Die Höhle hat beides, positives wie negatives. Geschichtlich gesehen, sei die Höhle ein „normaler“ und wichtiger Aufenthaltsort für Menschen gewesen, auch ein Zufluchtsort. Ist sie heute auch ein Zufluchtsort für Fledermäuse?

Ich erfahre, dass die Fledermäuse hier ein optimales Quartier vorfinden, frostfrei, feucht und ruhig. Die Höhle darf im Winter von Besuchern nicht betreten werden, nur Peter Hofmann kommt zu dieser Jahreszeit zu einer Fledermauszählung in die Höhle. Insgesamt wurden schon elf verschiedene Fledermausarten nachgewiesen, einige anhand von Knochenfunden. Im Winter lebt hier aber hauptsächlich das Große Mausohr.

„Die Andersartigkeit der Höhle fasziniert mich.“

Begeistert erzählt mir Peter Hofmann, dass es durchaus noch andere Lebewesen in der Höhle gibt. Bei einer stichprobenartigen Untersuchung wurden über 50 Tierarten nachgewiesen. Die sogenannten „Echten Höhlentiere“ sind Kleinstlebewesen, welche meist an feuchten Stellen zu finden sind. Die Springschwänze, Spinnentiere und Insekten scheinen sich hier ausgesprochen wohl zu fühlen. Mit der Lupe machen wir uns auf die Suche und tatsächlich können wir ein kleines weißes Tierchen in einer Mini-Pfütze auf einem Felsvorsprung entdecken.

Die Fledermäuse überwintern als Höhlen-Gäste in der Nachbarschaft zu diesen kleinen Lebewesen, welche ihr gesamtes Leben an ihre dunkle Heimat angepasst haben. Für sie ist es jedoch nur ein Zwischenquartier, in das sie jedes Jahr zurückkommen. Im Frühjahr fliegen sie hungrig wieder hinaus ins Warme.

Auch ich verspüre das Bedürfnis, der Dunkelheit den Rücken zu kehren. Die Höhle hat mich emotional berührt und fasziniert, ich freue mich jedoch darauf, die Stufen wieder hinauf zu steigen und mein Gesicht dem warmen Sonnenlicht entgegen zu recken.

Wir wollen gemeinsam die grandiose Berglandschaft noch etwas auskosten und wandern den Geologie-Weg bis zum Wendelsteingipfel hoch und erfreuen uns an der Sonne. Ob die Fledermäuse sich wohl nach einem langen Winter auch so sehr auf die Wärme und die frische Luft freuen, wie wir es tun?

 

Meine Spurensuche geht auf dem Gipfel des Wendelsteins zu Ende. Ich habe viel über die Fledermäuse gelernt. Sie sind wirklich sehr kluge Tiere. Wie hätten sie sonst zwei der schönsten Flecken in unserer Heimat für ihre Bleibe auswählen können?

 

-Sabine Schwaighofer, ReiseSpatz.de-